Unvergessen 11 – Station 7

Kurt Liffmann & Annemarie Ditgens

Das neue Deutschland versucht gut zu machen, aber was geschehen ist, kann und darf man nicht vergessen, die Toten kommen nicht mehr zurück

Luise Kiryati mahnte mit diesem Satz im Jahr 1981 gegen das Vergessen Taten der Nationalsozialisten während des Holocaust. Auch im Umfeld von Borussia waren Familien unmittelbar durch die Gräueltaten der Nationalsozialisten betroffen. Anhand der Lebensgeschichte des Bruders von Luise, Kurt Liffmann, soll an dieser Station deutlich werden, dass hinter den Taten gegen jüdische Menschen Familiengeschichten standen, die immer wieder erzählt werden müssen – gegen das Vergessen. Außerdem wird die Geschichte von Annemarie Ditgens geb. Brocke vorgestellt, deren Familie mit den Folgen leben musste, die die Unterstützung einer jüdischen Familie mit sich brachte.

Kurt Liffmann wird zwischen 1907 und 1911 als Sohn von Albert und Emma Liffmann in Mönchengladbach geboren. In seiner Jugend spielte Sport eine große Rolle für ihn und er spielte vor 1928 ein bis zwei Jahre in einer Jugendmannschaft von Borussia Mönchengladbach. Nach dem Tod seiner Mutter 1930 begannen ab 1933 schwere Zeiten für die jüdische Familie: „Freunde wandelten sich zu Fremdlingen, Gruesse wurden nicht erwidert, […], Theater und kulturelle Zentren wurden für Juden verschlossen“.

Boykotte jüdischer Geschäfte machte es der Familie unmöglich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Sein Vater Albert Liffmann floh nach Vorwürfen angeblicher Rassenschande nach Den Haag, wurde jedoch 1943 im Konzentrationslager Bergen-Belsen ermordet. Kurt und Luise Liffmann wanderten in die USA aus, ein Teil der Familie lebt heute in Paraguay. 1982 besuchte Kurt Liffmann das Grab seiner Mutter in Mönchengladbach.

Annemarie Ditgens geborene Brocke, Tochter von Wilhelm Brocke. Ebenso war sie die Frau vom ehemaligen 1. Nationalspieler Borussias, Heinz Ditgens. Zur Zeit der Heirat von Annemarie und Heinz Ditgens, 1945, saß Wilhelm „Willy“ Brocke in einem Konzentrationslager ein. Aufgrund Dessen riet Borussia Heinz Ditgens von der Heirat ab. Diesen Aussagen schenkte er keine Beachtung.

Wilhelm Brocke war seit Beginn der 20er Jahre Mitglied des Vereins. Sowie 1928/9 Teil des Vorstands des Vereins. Ab 1935 geriet ins Versier der Gestapo, da seine kritische Einstellung gegenüber den nationalsozialistischen Machthabern bekannt war. Er wurde im August 1942 von Gestapo abgeführt, da er einem jüdischen Freund geholfen habe in die Niederlande zu kommen. Dies war der Tag, an dem Annemarie ihren Vater zuletzt sah. Er wurde Ende November 1942 in das Konzentrationslager Oranienburg gebracht. Am 11. April 1943 um 10 Uhr wurde Annemarie Ditgens mitgeteilt, dass ihr Vater verstorben sei.

Wilhelm Brocke: geb. 26. April 1887 gestorben: 11. April 1943

Vor dem Hintergrund dieser Familiengeschichten und ihren Verbindungen zu Borussia wird deutlich, welche Bedeutung die Reise von Borussia nach Israel im Dezember 1970 hatte. Nur 25 Jahre nach Ende des zweiten Weltkrieges stellte die Reise einen wichtigen Punkt der diplomatischen Annäherung der BRD und Israel dar.

Kurt Liffmann rechts
Beschreibung Stolperstein

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